Quer durch den Norden

Mittwoch 20.09.2006

Kurze Nächte, heisse Tage

Da wir noch einige rauhere Off-Road Strecken vor uns haben, kaufen wir unserem "El Coche" neue Pantöffelchen. Somit bleiben wir nochmals eine Nacht in Kathrine, bevor es dann weiter nach Western Australia gehen soll. Es scheint, als ob sich sämtliche Grillen im Northern Territory neben unser Zelt versammelt stehen, um uns ein Abschieds-Ständchen zu zirpen. Bisher habe ich Grillen-Gezirpe immer mit lauen Sommernächten und positiven Gefühlen verbunden. Aber nicht heute Nacht. Es ist schlicht und ergreifend unmöglich zu schlafen bei diesem Lärm. Mehrmals zünde ich mit meiner Taschenlampe in die Dunkelheit, in der Hoffnung etwas erspähen zu können. Dann beginne ich Schuhe im Vorzelt herumzuwerfen, da es scheint, als ob der Lärm von da käme. Und tatsächlich wird die "Musik" kurz unterbrochen. Aber wo stecken sie nur? Irgendwann dämmert es mir und siehe da, die Party steigt unter unserem Vorzelt Boden. Gemütlich hocken sie da und zirpen sich zu. Ha! Schnell sind die Viecher vertrieben und ich liege zufrieden im Schlafsack. Doch schneller als sie draussen waren, sind sie wieder drinnen und die Party geht weiter. Somit muss ich dann halt doch zu radikaleren Massnahmen greifen. Mögen sie in Frieden ruhen...

Die neuen Pantöffelchen werden bereits zum ersten Mal im Bungle Bungle Nationalpark getestet. Der Nationalpark ist entweder über die Luft oder über eine rauhe 4x4 Strecke erreichbar. Wir machen so zu sagen beides. Wer jemals Bilder von der Rally Paris-Dakar gesehen hat, weiss was ich meine. Und um falsche Vermutungen gleich im Keim zu ersticken, der Rally-Pilot heisst Reto ;-) Doch die Fahrt lohnt sich. Die Zeit und die Elemente haben hier eine Landschaft geschaffen, die an riesige Bienenstöcke erinnert. Am Besten erkundet man den Nationalpark zu Fuss oder per Helikopter. Natürlich müssen wir beides tun. Die Temperaturen am Nachmittag liegen bei ca. 37 Grad. Da kommt uns so ein Heliflug, ohne Türen dafür mit viel Wind, ganz gelegen. Den Heli haben wir ganz für uns alleine und geniessen den Nationalpark aus der Vogelperspektive. Dafür heisst es dann am nächsten Tag auch früh aus den Federn. Um 5.45h aufstehen, damit wir um 7.00h auf unserem ersten Walk sind. Was sich auch auszahlt. Wir geniessen die Ruhe und die kühleren Morgenstunden in Mitten dieses beeindruckenden Nationalparks. Bungle Bungle ist auf jeden Fall eine Reise wert.

Übrigens, das komische Tunnel mit Ästchen und glänzenden Steinchen drumherum ist ein Vogelnest. Die Männchen basteln ein wundervolles Nest, um die Weibchen damit anzulocken. Was man(n) sich alles einfallen lassen könnte ;-)

Odometer

116'451km

Staircase to the moon

Ein Naturphänomen das man in Broome beobachten kann: bei Ebbe und Vollmond sieht die Reflektion des Mondes auf dem Wasser aus wie eine Treppe zum Mond. Dieses Spektakel wird von einem Markt mit Food-Ständen an der Town-Beach begleitet.

Lage / Attraktivität

Willie Creek Pearl Farm

Willie Creek bietet eine Self-Drive-Tour an, bei der man die Zucht und Gewinnung von Perlen besichtigen kann.

www.williecreekpearls.com.au

GPS: 17°45'40.1"S / 122°12'51.7"E

Attraktivität

Kitschige Sonnenunter- und Mondaufgänge

In Broom müssen so einige organisatorische Dinge erledigt werden. Unter anderem leckt ein Wassercontainer, den wir ersetzen oder reparieren müssen. Als wir dann endlich das erste Mal den Beach sehen ist es nur "Wow". So weit wir blicken können erstreckt sich ein makeloser, schneeweisser Sandstrand in beiden Richtungen. Das Wasser glitzert in allen turquois Schattierungen und lädt zum Baden ein. Genau das, was wir nach dem vielen Staub jetzt brachen. Am Abend setzt sich dann auch der Himmel in Szene. Der Sonnenuntergang ist spektakulär kitschig. Und kaum ist die Sonne im Westen untergegangen erhebt sich der Mond an der Ostseite. Einmal im Monat, bei Vollmond und Ebbe, bildet sich eine scheinbare Treppe zum aufgehenden Mond "The Stairway to the moon". Auch sonst geniessen wir die Annehmlichkeiten von Broom. Mal wieder auswärts essen, ein Rodeo besuchen, am Wochenendmarkt herumbummeln, und vieles mehr. Einzig, dass mein lieblings Sarong von der Wäscheleine geklaut wurde, trübt etwas meine Stimmung. Das hätte nun wirklich nicht sein müssen.

Das klare Wasser in Broom ist auch die Basis für Zuchtperlen. Auf einer Perlen Tour erfahren wir, was so alles passieren muss, bis eine möglichst runde und makellose Perle aus einer Muschel entnommen werden kann. Als erstes müssen neue Muscheln gefunden und gezüchtet werden. Dann wird ein kleines Stück Muschel und Muschelfleisch an einer ganz bestimmten Stelle eingepflanzt. Nach 3 Monaten wird überprüft, ob die Muschel den Fremdkörper noch in sich trägt oder ausgespuckt hat. Sofern alles ok ist, wird die Muschel über 2 Jahre gehegt und gepflegt. Das heisst, die Muscheln müssen alle paar Tage gewendet werden, damit sie möglichst rund werden. Auch müssen die Muscheln alle 2 Wochen gereinigt werden, damit sich möglichst keine Feinde an den Muscheln festsetzen und diese fressen können. Und mit etwas Glück lohnt sich dann all der Aufwand und man kann eine kostbare Perle aus der Muschel gewinnen.

Über die Gibb River Road durch die Kimberleys

Die neuen Pneus hat "El Coche" ja im Hinblick auf die Gibb River Road erhalten. 700 Kilometer über steinige Pisten. Man wird aber durch unzählige Schluchten, Flüsse und Thermalquellen entschädigt, in denen man auch Baden kann ;-)

Unser erster Stop ist in El Questro. Ehemals eine Cattle Station ist es heute nur noch auf den Tourismus ausgerichtet. Auf über 1 Mio Acres bietet El Questro für jeden etwas. Wie wir festellen, auch aus der Tierwelt. Als erstes kommen wir an der Emma Gorge vorbei. Wir wandern etwa 1 Stunde in die Schlucht hinein, wo wir am Ende ein Wasserfall mit einem herrlichen Pool vorfinden. Selbstverständlich muss ich sofort ins Wasser hüpfen. Reto steht erst knietief im Wasser, als er mir plötzlich warnend zuruft: "Schlange". Und tatsächlich. Keine 2 Meter von mir weg schlängelt sich eine lange Schlange durchs Wasser. Während ich vor wenigen Sekunden noch mit keinem Gedanken diesen herrlichen Badepool verlassen wollte, kann es mir nun kaum schnell genug gehen. So ein Mist. Warum muss Australien nur all diese giftigen Tiere haben? Reto sieht das alles immer sehr entspannt und nimmt noch ein kurzes Bad. Wieder zurück lassen wir uns einen netten Campingplatz für uns alleine direkt am Fluss zuweisen. Wunderschön. Wenigstens die ersten 2 Minuten. Dann haben uns die Bremsen entdeckt und es wird ein Wettlauf, wer schneller ist. Schlagen wir schneller zu oder stechen die Bremsen schneller? Glücklicherweise gehen die Bremsen bei Sonnenuntergang ins Bett und wir können noch gemütlich am Feuer unser Barbecue zubereiten. Bevor es am nächsten Tag weiter geht, wollen wir noch kurz in die Hotsprings hüpfen. Zwischen Palmen plätschert die warme Quelle über Felsen und Steine. Herrlich. Unser kurzer Abstecher dauert etwa 3 Stunden. Es ist zu himmlisch, um schon weiter zu fahren.

Wir bleiben hier...

Von diversen Reisenden wurde uns empfohlen, in den Norden von Broom, nach Cape Leveque, zu fahren. Von einsamen Sandstränden und Camping direkt am Beach wurde geschwärmt. Also, nichts wie los. Wir reservieren uns eine Beach-Shelter für zwei Nächte und holpern über rote Pisten nach Cape Leveque. Wir sind begeistert. Unsere Unterkunft liegt direkt am Strand. Baden, sünnele, faulenzen, Delphine beobachten, Brot backen im Lagerfeuer, Sternligucken, wir wollen gar nicht mehr weiter. Doch leider ist unser Beach-Shelter bereits wieder gebucht. Unterwegs gibt es noch die Middle Lagoon. Dort wollen wir noch eine Nacht zelten. Wale schwimmen keine 400m vom Strand vorbei. Der Beach liegt direkt vor unserem Zelt. Aus einer Nacht werden dann drei Nächte bevor wir wieder nach Broom zurückkehren und weiterreisen.

Heliworks Bungle Bungle

Helicopterservice im Bungle Bungle Nationalpark. Es werden verschieden lange Flugrouten angeboten. 30 Minuten kosten 250 AU$

GPS: 17°32'34.8"S / 128°18'27.8"E

Attraktivität

Bungle Bungle National Park

Das typische an diesem Nationalpark sind die gestreiften Sandstone Domes. Es gibt simple Campingmöglichkeiten und Walks zu verschiedenen Gorges.

GPS: 17°23'05.4"S / 128°19'53.7"E

Attraktivität

El Questro

Einst eine funktionierende Cattle-Farm ist heute zum Touri-Platz degeneriert. Sehr schöne Thermalquellen und Flüsse laden zum Verweilen ein.

GPS: 16°59'48.4"S / 127°58'36.7"E

Attraktivität

Wie eine Fledermaus die Toilette benutzt

Weiter gehts von Gorge zu Gorge. Und natürlich müssen wir jedes Mal auch deren Badetauglichkeit testen. Hmmmm..... Herrlich

Unsere letzte Schlucht auf der Gibb River Road ist die Windjana Gorge. Tausende von weissen Kakadus fliegen jeden Abend in die Schlucht hinein und bei Sonnenaufgang am darauffolgenden Tag wieder raus. Da wir zu spät angekommen sind, um die Kakadus am Abend zu sehen, ist ganz klar, wir müssen vor den Kakadus am nächsten Tag aufstehen. Und so kriechen wir bereits um 5h am Morgen aus dem Zelt. Es ist noch nicht richtig hell, als wir uns Richtung Gorge aufmachen. Doch irgendwie scheinen die Kakadus die Nacht auswärts geschlafen zu haben. Anstelle von Tausenden, krächzen nur einige Hundert Vögel in den Bäumen, bevor auch diese die Schlucht verlassen. Da wir ja schon auf sind, können wir auch gleich den Walk durch die Schlucht machen. Wieder einmal sind wir die ersten unterwegs und es überkommt einem schon ein mulmiges Gefühl, wenn man so alleine die Spuren der Süsswasser Crocs kreuzt. Wie Baumstämme liegen sie im Wasser und warten auf die wärmende Sonne. Nach etwa einer Stunde hören wir wieder ein Gekreische in den Bäumen. Dieses Mal sind es aber keine Kakadus, sondern wieder einmal Fruit Bats. An Dutzenden von Bäumen hängen unzählige Feldermäuse dicht an dicht. Wer sich jemals gefragt hat, wie eine Fledermaus ihr Geschäft verrichtet, für den haben wir ein Photo gemacht. Vor unserer Nase hängt sich eine Fledermaus von den Hinterbeinen (Arme, Flügel, oder was auch immer das ist..) an die Vorderbeine. Dann wird getan was getan werden muss, um sich dann kurz darauf wieder an den Hinterbeinen gemütlich in Schlafposition zu bringen. Nun noch unter die Flügel kuscheln und weiterschlafen ;-)

Sind wir endlich da?

Das letzte Stück nach Broom brausen wir wieder auf asphaltierten Strassen daher. Weite Ebenen, die durch einzelne, riesige Boab Bäumen unterbrochen werden. Die Bäume sind stellenweise so gross, dass einzelne dieser Bäume früher als Zwischengefängnis für Aboriginal verwendet wurden.